Die Industriegewerkschaft Metall erwartet beim Stahlgipfel am Donnerstag im Kanzleramt konkrete Vereinbarungen zur Rettung der deutschen Stahlindustrie. Jürgen Kerner, zweiter Vorsitzender der IG Metall und Aufsichtsrats-Vize bei Thyssenkrupp, forderte gegenüber dem Deutschlandfunk Beschlüsse in drei Bereichen: Handelsschutz gegen Billigimporte, einen Industriestrompreis und Vorgaben für lokale Produktion. An dem Treffen nehmen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), mehrere Minister sowie Ministerpräsidenten aus Stahlregionen und Konzernchefs teil.
Die Krise der Branche verschärft sich dramatisch. Von Januar bis September 2025 brach die Rohstahlproduktion um fast elf Prozent ein. Besonders die traditionelle Hochofenroute verzeichnete einen Rückgang von über 13 Prozent. Kerner kritisierte geplante Schutzmaßnahmen als unzureichend: «Wenn die neuen Maßnahmen greifen, würden immer noch 18 Millionen Tonnen außerhalb Europas von Stahl nach Europa reinkommen», sagte er dem Deutschlandfunk. Das sei den Menschen nicht mehr zu erklären.
Forderung nach Industriestrompreis
Beim Thema Energiekosten drängt die Gewerkschaft auf schnelle Lösungen. «Wir brauchen dringend eine Entlastung für die energieintensive Industrie. Das ist die Stahlindustrie», betonte Kerner. Er verwies auf andere EU-Länder: «Wir brauchen nicht nur in Frankreich, Italien oder anderen Ländern die Möglichkeit für einen Industriestrompreis. Wir brauchen auch diese Möglichkeit in Deutschland.» Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) kündigte die Einführung bis Januar 2026 an. Kerner mahnte dabei «ganz einfache, klare Spielregeln» an.
Die Industrie zeigt sich skeptisch gegenüber dem Gipfel. Vertreter der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnten laut WELT/Business Insider, das Treffen dürfe sich nicht darauf beschränken, Probleme zu beschreiben: «Was wir brauchen, sind Taten. Wir müssen endlich ins Handeln kommen. Alles andere sei verschenkte Zeit.» Ein drastisches Signal setzte ArcelorMittal: Der Konzern stoppte trotz genehmigter Subventionen von 1,3 Milliarden Euro Pläne für grüne Stahlproduktion in Bremen und Eisenhüttenstadt. «Die Rahmenbedingungen ermöglichen aus unserer Sicht kein belastbares und überlebensfähiges Geschäftsmodell», erklärte Europachef Reiner Blaschek gegenüber WELT/Business Insider.
Warnung vor massiven Verlusten
Bei öffentlichen Investitionen fordert die IG Metall klare Vorgaben. «Wenn wir jetzt in die Infrastruktur investieren, dann muss das letztendlich auch zur Folge haben, dass wir deutschen und europäischen Stahl verbauen», sagte Kerner dem Deutschlandfunk. Für Verkäufe in Deutschland müsse mindestens ein Teil der Produktion im Inland stattfinden. Eine Studie der Universität Mannheim im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung warnt vor bis zu 50 Milliarden Euro Wertschöpfungsverlusten für die deutsche Wirtschaft bei einer Verlagerung der Stahlproduktion ins Ausland. Gunnar Groebler, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, bezeichnete die geplanten EU-Schutzmaßnahmen gegenüber WELT/Business Insider als «starkes Signal» und «wichtigen Schritt».
Hinweis: Dieser Artikel wurde mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.








